Über die Autoren Schiesser und Brot
Die Finanzplaner Fritz Schiesser und Iwan Brot, verstärkt durch den Beobachter-Journalisten Martin Müller haben einen weiteren Ratgeber aufgelegt, um die finanzielle Vorsorge umfassend und Schritt für Schritt zu planen. Das grossformatige, leicht lesbare Dossier richtet sich nicht an Fachleute, sondern an Verbraucher ab 50 Jahren, die eine erste Standortbestimmung vornehmen wollen. Man fokussiere darauf, den Leser zu befähigen, die Pensionsplanung selbst in die Hand zu nehmen und die richtigen Entscheidungen zu treffen, so das Autoren-Trio. Taugt ein 165-Seiten-Do-it-yourself-Manual, um eine perfekte Planung ohne professionelle Unterstützung zu realisieren?
Buchkritik und Zusammenfassung
Nun, erstmal muss konstatiert werden, dass es ja nicht so ein sexy Thema ist wie einen Reiseführer aufzulegen, der nach Corona-Lockdown weggeht wie warme Semmeln. Aber mit der modernen Aufmachung, der übersichtlichen Strukturierung und der verständlichen Sprache gelingt es den Autoren, die Kunden abzuholen und sie für die Reise in den dritten Lebensabschnitt zu begeistern, gegliedert in „Was habe ich?“ – „Was brauche ich?“ – „Was kann ich tun?“.
Dem Konzept ist es wohl geschuldet, dass der Reiseführer teilweise vereinfachend und unpräzise informiert (z.B. Fondsübertrag bei modernen 3a Fondspolicen) oder Fehler enthält (reine TRP haben keinen Rückkaufswert und sind daher nicht in der Steuererklärung zu deklarieren). Dass über Kryptos nichts aufgeführt ist, mag ja verständlich sein. Angehende Rentner sollten aber die Themen Vorsorge-Auftrag, Patienten-Verfügung und Testament angehen – ausser regelmässigen Hinweisen auf weitere Beobachter-Ratgeber findet man dazu aber nichts. Was angehende Pensionäre mit den eigenen Eltern erleben, böte idealen Anschauungsunterricht, diese Dinge vorzeitig zu regeln.
Als Fachmann fallen einige Fehler auf (zum Beispiel zum Kapitalbezug der AHV, Rabatt bei KVG-Prämien, Abschlusskosten bei LVs) und die zuweilen flapsige Sprache („Dann ist das Kapital futsch“). Die Umkehrhypothek spielt in den Medien eine grössere Rolle als in der Praxis. Beim Zuschlag der aufgeschobenen AHV-Rente würden dagegen interessieren, wann Break-even erreicht wird und was die Auswirkungen auf die Witwen-Renten sind. Wohnsitz-Wechsel oder sogar Auswandern, wären erwähnenswerte, oft genutzte Optionen: Sie bieten reichlich Optimierungspotential. In der Anlagefrage, ob aktiv oder passiv die bessere Wahl sei, dürfte man von einem unabhängigen Ratgeber zudem eine eindeutige Empfehlung erwarten.
Insgesamt darf man den Ratgeber aber als zeitgemäss und gelungen bezeichnen:
Die relevanten Fragen zur Pensionsplanung werden beantwortet – und das in einer kundenfreundlichen Sprache und Darstellung. Vorlagen, Checklisten (Annuitätentabelle!) und QR-Codes für Downloads runden das Angebot ab.
Und wer doch Beratung sucht, findet Hinweise, wie man die richtige Fachperson identifiziert – zum Beispiel „Finanzplaner mit eidgenössischem Fachausweis“ und FPVS-Mitglieder. Bei der im Buch empfohlenen Bank findet man allerdings Personen mit genau diesen Zertifizierungen nicht. Aber daran wird noch gearbeitet.
Progress is impossible without change, and those who cannot change their minds cannot change anything. (George Bernard Shaw)
© Reto Spring
Dipl. Finanzplanungsexperte NDS HF, CFP®
Präsident Finanzplaner Verband Schweiz, Zürich
Kommentar hinzufügen