Zum wiederholten Male werden wir von einem unserer Kunden kontaktiert, der unsere Einschätzung zu einem «interessanten Anlagetipp» einholen will. In letzter Zeit werden wieder vermehrt Anlagen per Telefon verkauft.
In aller Regel handelt es sich bei diesen «Geheimtipps» um Private Equity Einzelanlagen, also um kleine, nicht börsenkotierte Firmen oder Immobilienprojekte, die einen grossen Gewinn versprechen.
Wir raten aus folgenden Gründen ganz klar von diesen Anlagen ab:
- Das Risiko einer Private Equity Einzelanlage ist mindestens 100-mal höher als bei einem klassischen Aktienfonds oder Aktien-ETF
- Die interessantesten Private Equity landen bereits in Fonds oder werden von qualifizierten Anlegern mit Geld versorgt. Die übrig bleibenden, die von Telefonverkäufern vertrieben werden sind meistens zu wenig interessant für die Profis und werden deshalb bei Privatpersonen angepriesen
- Die Vertriebskosten dieser Anlagen sind in der Regel extrem hoch. So werden zwischen 10-20% und mehr der Anlagesumme als Provisionen gezahlt. Ein Vielfaches im Vergleich zu klassischen Anlageprodukten. Diese Kosten müssen vom Anleger zuerst wieder erwirtschaftet werden, um in die Gewinnzone zu kommen
- Liquidität: Selbst wenn der Wert Ihrer Anlage auf dem Papier steigt, ist noch lange nicht gesagt, dass Sie wieder verkaufen können. Da die Papiere nicht an der Börse gehandelt werden, ist es viel schwieriger, einen Käufer zu finden
- Oft wird auch damit geworben, dass ein Börsengang kurz bevorsteht. Auch das ist kein Erfolgsgarant
- Manche Firmen, die Private Equity an Privatpersonen verkaufen, haben nicht mal eine FINMA Bewilligung und sind deshalb nicht legal unterwegs.
Ein paar wenige dieser Anlagevermittler kenne ich persönlich. Die Erfolgsquote für die Telefonverkäufer sei sehr gering: 1%.
Das heisst, eine von 100 Personen am Telefon macht die Anlage. Da die Provisionen so hoch sind, lohnt es sich für die Verkäufer trotzdem.
Auch wenn diese “Berater” zum Teil selbst an ihre Anlagen glauben oder gar ihr eigenes Geld darin investieren ist diese «Arbeit» für mich nichts Anderes als versteckter Diebstahl.
Auch wenn in seltenen Fällen eine Anlage gut läuft, ist doch die Gewinnchance rational gesehen viel zu klein.
Was uns Finanzplanern an solchen Vertrieben zusätzlich stört ist, dass durch solche Unternehmen die ganze Finanzbranche an Glaubwürdigkeit verliert.
Regelmässig rate ich diesen Verkäufern, sich anders zu orientieren. Man kann in unserer Branche auch sinnvolle Arbeit tun und dabei genügend Geld fürs Leben verdienen.